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Wandmalerei

citrart 2008

Schloss Schönbrunn Wien/Seminarzentrum
Schallschutzwandlamellen Großer Saal
Acrylmalerei

Die Bemalung der Akustiklamellen mit schwarz–weißer Malerei Citrat–Blattranken darstellend, hat das Ziel, die Neunutzung als Seminarzentrum mit Hinweisen auf die frühere Nutzung als 1. Citratenhaus und als 2. Aufhenthaltsraum des Hofes zu Zeiten der Monarchie zum Lustwandeln anzureichern. Der optische Link zur Vergangenheit liegt ganz im Sinne der Achtung dieser wertvollen Gebäude–Tradition, der die Renovierung und Ausgestaltung dieses Gebäudeteils unterliegt.

Die Akustiklamellen stehen als Einzelelemente beidseitig, senkrecht angeordnet, zu den Stirnwänden des großen Saales mit dem gebogenen Grundriss und der tonnengewölbten Decke. Sie berühren die Decke nicht ganz, zeichnen aber durch ihre Anordnung (Abstand ca. 80 cm) den oberen Abschluss der Stirnwände locker nach. Sie sind rückwärts an den Stirnseiten des Saales montiert. Die Stirnseite der Lamellen an deren Vorderseite beträgt ca. 10 cm.

Diese Akustiklamellen mit der Citrat–Bemalung lassen durch die oben beschriebene Anordnung, ihre Oberflächengestaltung und ihre Platzierung verschiedene Architektur⁄Kunst–Betrachtungen zu:

  1. „Wald“: Es entsteht der Eindruck von dicken überdimensionalen Holzbrettern (ähnlich einem Holzpfosten) mit Löchern, der ursprünglich von einem Baum stammt und als sehr rudimentär abstrahierte Form (einfaches Rechteckprisma) mit abstrahierten Rissen und Wurmlöchern (Akustiklöcher) den Einzug der Natur in die Architektur manifestiert („Baumstämme“). Die senkrechte Betonung der Elemente meint „Identität“ und hat sakrale Bedeutung (Verdichtung des Ortes in seiner Bedeutung durch Bau einer oder mehrerer „Weltachsen“, in derer Nähe man Ober– und Unterwelt verbindlich spüren kann) sowie psychologische Bedeutung bezüglich der anwesenden Menschen („Stärkung des eigenen Rückgrats“, im übertragenen Sinn zu verstehen). Die dichte Aufstellung der Lamellen entspricht dem Gefühl des „Im Wald – zwischen den Baumstämmen – Seins“.
  2. „Wand“: Die „Streifung“ der Saalstirnwand kann auch als nicht verkleidete „Wand“ gesehen werden, bei der die Konstruktion aufgerichtet wurde und als verlängerte schmale Riegelreihe frei dasteht. Die Anspielung auf den Begriff „Wand“ ist immer auch eine Anspielung auf den Begriff „Gewand“ und bezieht sich auf die Bemalung mit dem Citrat–Blattmuster. Das stoffliche Gestaltungselement schafft Wärme und Geborgenheit, und durch die Wiederholungen und Variationen in der Citrat–Blattranken–Malerei entsteht ein Gefühl von Ruhe. „Gewand“ kommt von „Winden“, weshalb die Citrat–Blatt–Malerei den Eindruck des „Sich–Hinauf–Windens“ verstärkt darstellt.
  3. Kosmische Dimension: Durch die Streifung der senkrechten Lamellen wird der große Raum – entsprechend den Gesetzen der optischen Täuschungen – in die Querrichtung hin nach links und rechts vergrößert, d.h. der Raum wirkt breiter (Das Auge blickt in Reizrichtung und verlängert dorthin die Dimension des Erblickten). Dass der gebogene große Raum, der in seinem Doppelanspruch, einerseits die Welthalbkugel zu symbolisieren und andererseits die Sonneneinstrahlung dem gebogenen Verlauf der Sonne nach zu optimieren, erweitert erscheint, wird auch symbolisch zu einer Art Anspielung auf die kosmischen Ringe (Laufbahn der Planeten), welche Grundlage vieler Kosmologien in verschiedenen alten Kulturen waren.
  4. Farbigkeit: Die Beschränkung der Malerei auf eine schwarz–weiße Tonigkeit stellt eine Anspielung auf den Faktor Zeit und die Vergangenheit des Raumes als Citratenhaus dar, und bildet zusammen mit den bunten Licht–Inszenierungen des Raumes ein harmonisches Ganzes.
  5. Maßstab: Die übergroße Darstellung der Blätter (3–4fache der Wirklichkeit) nimmt Bezug auf die Dimensionalität des Raumes und schafft einen Bezug des Anwesenden zur Höhe des Saales. Die Höhe des Raumes wird optisch besser bewältigbar, weil die sonst abschätzbare Größe der Blätter in Wirklichkeit in gleichem Bezug zur Raumhöhe gesehen wird (d.h., … die Ranken „holen“ den Raum herunter …).